1907- 2007 100 Jahre Rassekaninchenzuchtverein T 315 Suhl
Veröffentlicht am 19.03.2012 | Autor: Hans-Joachim Wensorra 1. KV-Vorsitzender und Kreiszuchtleiter
Der Kaninchenzuchtverein T 315 besteht seit nunmehr 100 Jahren.



Im Jahre 1907 haben sich erstmals Kaninchenfreunde aus Suhl zu einer Interessengemeinschaft, dem späteren Kaninchenzuchtverein T 315 Suhl zusammengeschlossen, nachdem sich bereits am Ende des vorigen Jahrhunderts viele Kaninchenvereine in Deutschland mit Anfang in Chemnitz gegründet hatten.
Vier Generationen mit vielen Züchtern haben nun im Verein fortan Rassekaninchen gezüchtet und so ein wertvolles Kulturgut aufgebaut und erhalten, welches heute nicht mehr aus dem gesellschaftlichen Leben wegzudenken ist.
Seit der Gründung im Jahre 1907 haben sich Zuchtfreunde regelmäßig zusammengefunden, die treu zur Rassekaninchenzucht gestanden sind und so den Fortbestand des Vereines bewahrten.
Nur so ist es möglich gewesen, auch noch heute nach 100 Jahren leistungsfähig zu sein und auf Ausstellungen erfolgreich zu bestehen.
Als Kaninchenzüchter ist man Idealist, man muss es auch sein. Nur so kann man in der Freizeit von 20-100 Kaninchen täglich versorgen, kann an der Vereins und Clubarbeit teilnehmen oder weitere ehrenamtliche Funktionen ausüben.
Das geht aber nur effektiv bei einem harmonischen Miteinander im Verein. In der Gaststätte „Eiche“ am Sand (heute Amtmannsweg) fanden seit der Gründung nun die Versammlungen statt.
Die Einladungen erfolgten durch Veröffentlichung in der „Henneberger Zeitung“. Auch sind in dieser Zeitung schon Anzeigen zum Verkauf von Riesenschecken und anderen Rassen zu finden.
An dieser Stelle sei den Pionieren der ersten Stunde als Vereinsgründer gedacht. Auch wenn wir sie nie kennengelernt haben, werden wir sie in ehrender Erinnerung als Gründungsväter behalten.
In den dreißiger und vierziger Jahren fanden die Versammlungen bereits schon in der bekannten Gaststätte „Feuchte Ecke“ statt. Sie wurde später zum Vereins und Ausstellungslokal, bis man dann zur Gaststätte „Dombergs Ansicht“ gewechselt hatte.
So wurden in der am 30.07. 1941 stattgefundenen Versammlung die Zuchtfreunde Bernhard Apel (Zuchtwart) und Emil Werner (Fellfachwart) für 25-jährige Vereinszugehörigkeit geehrt.
Auch wurde in dieser Versammlung auf die notwendige Erzeugung von Fleisch, Wolle und Fellen hingewiesen.
Zwei Weltkriege hatte unser Verein zu überstehen, welche schwere Zeiten für die Vereinsmitglieder und deren Familienangehörige mit sich brachten.
Auf Befehl der russischen Kreiskomandantur in Suhl wurde unser Verein am 15.02. 1946 wie vielen weiteren Vereinen der Stadt aufgelöst.
Bernhard Apel war damals der Vorsitzende. Am 04.10.1947 wurde unser Verein unter der Führung von Bernhard Apel wieder zugelassen. Erstaunlich, die Mitgliederzahl betrug damals 56 Züchter, die natürlich auch Halter zur Fleischproduktion beinhaltete, welche hauptsächlich die damaligen Futterzuteilungen nutzen wollten. Das soll aber nicht abwertend sein, denn die Not war in der Nachkriegszeit groß und im Verein jedes zahlende Mitglied willkommen.
Kaninchenfleisch, Wolle und Felle waren in dieser Zeit sehr gefragt und es gab dafür Futterzuteilungen. Diese brachten immer eine rege Diskussion bei den Versammlungen hervor die auch oft mit Streitereien verbunden waren.
Eine Anmeldung im Verein erfolgte oft wie schon gesagt, um an Futter zu kommen denn nur mit Gras funktioniert auch keine „Halterung“.
Nun einige Bemerkungen und bekannte Zeittafeln über die Vorsitzende des T 315: Bernhard Apel war bis 09.12.1955 Vorsitzender.
Ab 14.01. 1956 bis 03.10.1964 leitete Zf Josef Schmied unseren Verein.
Ab 03.10.1964 übernahm Zf Kurt Rudloff diesen bis 04.01.1975.
Danach führte Werner Apoll unseren Verein bis zu seinem plötzlichen Tod im Mai 1988. Zf H.-Joachim Wensorra übernahm als Stellvertreter die Geschäfte bis im Juli 1988 Zf Thomas Jäger zum Vorsitzenden gewählt war und diese Funktion bis zum heutigen Tag ausführt.
Stets waren auch Zuchtfreunde aus unserem Verein im Kreisvorstand und der Kreis- und Bezirkszuchtkommission oft als Vorstand fungierend ehrenamtlich tätig.
Die Vereinstätigkeit ist in all den Jahren nie zum Erliegen gekommen. Es hat immer entsprechend unserer Möglichkeiten einen Aufwärtstrend gegeben auch auf Grund unseres geselligen Lebens die oft durch Musiker in unseren Reihen zu fröhlichen Abschlüssen von Versammlungen, Stallschauen, Gartenfesten und anderen Veranstaltungen führten.
Die Frauen waren immer, wenn sie wollten, in alle Dinge einbezogen, die das Vereinsleben betrafen.
So gründeten sie in den fünfziger Jahren eine Frauengruppe. Hier wurden Felle gegerbt, Jacken genäht, Angorawolle verarbeitet usw.
Sie bestand leider nur bis Mitte der sechziger Jahre. Es war nun auch die Zeit der sozialistischen Wettbewerbe gekommen.
Hierbei hat unser Verein manche Mark für die Kasse machen können, sodass unsere Finanzen stets gut dastanden. Mittel standen für geleistete Arbeit beim VKSK-Kreisvorstand zur Stützung der Vereinstätigkeit stets zur Verfügung.
So wurde von uns in Jahr 1987 zum Beispiel an den Handel 2035 Kg Obst und Gemüse, 1524 Kg Kaninchenfleisch (entspricht etwa 380 Tiere je 4Kg Lebendgewicht- dabei zählte auch der Eigenverbrauch), 15000 Eier, 155 Kg Schafwolle, 7 Kg Angorawolle, 413 Kg Rindfleisch, 185 Kg Schweinefleisch geliefert.
Viele Züchter hatten große Gärten oder gar Felder und betrieben nebenbei eine kleine Landwirtschaft mit anderen Tieren und produzierten Garten und Feldfrüchte.
Alles wurde bei Ablieferung ja gut bezahlt und besserte somit die Haushaltskasse auf. 354 Aufbaustunden wurden im Rahmen der Nationalen Front geleistet (zumeist Arbeiten in Gemeinschaftsanlagen), sowie Beteiligung an Stadt-oder Pressefesten mit Schautieren. Eine ordentliche Prämie gab es vom Kreisverband dafür immer.
Bis Mitte der achtziger Jahre hatten wir eine Jugendgruppe von bis zu 12 Jugendlichen, leider ist uns kein einzig als Züchter erhalten geblieben.
Neben all den Geselligkeiten stand die züchterische Arbeit stets im Vordergrund. Immer wurden und werden bei uns viele auch teilweise anspruchsvolle Rassen gezüchtet.
80 Blaue Wiener von 100 ausgestellten Tieren hat es bei einer Lokalschau nie gegeben. Sehr viele Lokalschauen und Kreisschauen sind unter unserer Führung gelaufen.
Auch die Durchführung der Bezirksschauen lag oft in den Händen des T 315. Die Züchter aus unserem Verein haben regelmäßig in all den Jahren an großen und kleinen Schauen zumeist erfolgreich teilgenommen.
Schon 1921 zur Weltkaninchenausstellung in Frankfurt gab es eine Medaille für Zf Walther auf Hermelin.
Es folgten viele Kreismeister, Bezirksmeister, DDR-Meister und Sieger sowie einen DDR-Staatspreis.
Nach dem Zusammenschluss von VKSK und ZDK ging die Erfolgsserie weiter, denn unsere Tiere waren auf keinen Fall schlechter als die unserer westdeutschen Züchterkollegen, wie vorschnell in Eigenunterschätzung angenommen wurde.
Davon zeugen die stets guten Ergebnisse der Teilnehmer aus unserem Verein auf Bundesschauen die auch einige Siegertiere stellen konnten. KM, LM, LCM wurden weiterhin mit regelmäßiger Konstanz auch unter den neuen Gegebenheiten gestellt.
Zur Landesschau Thüringen 1996 in Erfurt erreichte der Zf Wensorra 386,5 Punkte auf eine Sammlung Marder blau und stellte somit eine der besten Sammlungen von den 2605 ausgestellten Tieren und erhielt die bronzene Plakette des Bundeslandwirtschaftsministeriums für Zuchtleistungen.
Im Jahr 2000 konnte Zf Wensorra auf der Europaschau in Wels (Österreich) mit Marder blau einen Meistertitel erringen und zugleich den Champion erreichen.
Diese Erfolge sind ursächlich auch auf die Mitarbeit einiger Zf zunächst in Spezialzuchtgemeinschaften ab den siebziger Jahren und später in Clubs ab 1990 zurück zu führen.
In Clubs sind und waren Züchter von Satin, rote und weiße Neuseeländer, Blaue Wiener, Kleinsilber, Holländer, Schecken und Marder vertreten.
Die Clubarbeit hat die jeweiligen Rassen in der Festigung ihres Rassewertes kontinuierlich nach vorne gebracht und in den Ausstellungsergebnissen niedergeschlagen.
So wurden auch hier schon Bundesclubmeister, Rassemeister auf bundesweiten Clubschauen, Landesclubmeister, Hauptclubmeister und Sektionsmeister erreicht.
Mit der politischen Wende entwickelte sich die Zusammenarbeit mit Züchtern aus unserer Partnerstadt Würzburg und allgemein mit Züchtern aus den alten Bundesländern.
So trafen sich im März 1990 die Vorstände von B 1074 Würzburg und T 315 Suhl in der Gartenlaube der Zuchtanlage bei Zf Wensorra zu ersten Sondierungsgesprächen über eine Zusammenarbeit.
Es wurde hier der Grundstein für eine bis heute bestehende gute Freundschaft und Zusammenarbeit gelegt.
Es fanden Vergleichsschauen zwischen den Vereinen B 1074 Würzburg und dem Suhler T 315 mit wechselnden Ausstellungsorten statt.
Besucht wurden auch die Gemeinschaftszuchtanlagen in Estenfeld und Randersacker sowie gemeinsame Busfahrten zum Bodensee, zur Mainschleife, viele Jahre nach Meransen in Südtirol zum Scheckenzüchtertreffen und Gartenfeste bereicherten die partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Das 90 jährige Jubiläum wurde auch schon gemeinsam mit unserem Partnerverein gefeiert.
Der Höhepunkt in unserem jüngeren Vereinsleben war natürlich die kreisoffene Jubiläumsschau anlässlich „100 Jahre RKZV Suhl“ in der Bauwi-Halle im Suhler Ortsteil Wichtshausen im Oktober 2007.
Viele Zf. haben dort ihre Tiere zur Schau gemeldet (540) und haben so zu einer echten, würdigen Großveranstaltung beigetragen.
So beteiligten sich der KV Suhl, befreundete Nachbarkreise, der Scheckenclub Unterfranken, der Holländer und der KlS-Club Thüringen. Der Anklang und daraus resultierend der Erfolg dieser Schau war groß. Sie hat uns allen gezeigt, dass bei dem nötigen Willen gemeinsam auch eine “Alte Männergemeinschaft“ mit einem Kraftakt noch was auf die Beine stellen kann.
Der Vorstand Thomas Jäger bedankte sich bei allen Gönnern (vor allem Herrn Nenninger für die Bereitstellung der Halle), den Helfern und den Ausstellern recht herzlich.
Der Dank galt auch den Zuchtfreunden des Vereins T 315, die in all den Jahren im Verein und Organisationen des VKSK und der ZDRK (ZDK) mitgearbeitet und Funktionen ausgeübt haben.
Sie und ihre Frauen haben viel Idealismus im Sinne der Kaninchenzucht gezeigt und auch Kosten nicht gescheut. Halten wir auch unsere verstorbenen Zuchtfreunde in ehrenden Gedenken und Erinnerung.
Sie und wir alle haben zum Wohl der Kaninchenzucht ein Teil unseres Lebens gewidmet.
Natürlich blieben bei vielen Züchtern für langjähriger, treuer Mitgliedschaft, aber auch für ehrenamtliche Vorstandsarbeit vorzeitige Ehrungen und Auszeichnungen nicht aus.
So erhielt unser ältestes Mitglied Harald Reich (Eintritt 1949) bereits 1999 die Große Goldene Ehrennadel des LV Thüringen für 50jährige Mitgliedschaft mit dem Ehrentitel „Ehrenmeister des LV Thüringen“.
Es folgten 2000 Hans Tuchen 50 Jahre, 2008 Thomas Jäger 39 Jahre und 2010 Günter Kleffel 36 Jahre. Fast alle anderen Mitglieder sind Träger von Ehrennadeln des VKSK und des LV Thüringen in Bronze, Silber und Gold.
Mitgliederstand im Jubiläumsjahr (14 davon 13 aktive, 1 nichtaktives)
- Vorsitzender: Thomas Jäger
- Stellvertreter: Jörg Michael
- Zuchtwart: H.-Joachim Wensorra
- Kassierer: Dieter Pospich
- Schriftführer: Wolfgang Lotz
- Zuchtbuchführer: Günter Kleffel
- Tätomeister: Joachim Graßmann und Roland Vogt
- Mitglieder: Helmut Knoth, Joachim Leuthäuser, Harald Reich, Josef Steinack, Hans Tuchen, Herbert Böhm.
Noch vor dem Jubiläum verstarben 2006 die langjährigen, erfahrenen und erfolgreiche Zuchtfreunde Friedhelm Marr 76 Jahre (Thüringerzüchter) und Eberhard Thomas 82 Jahre (Wienerzüchter). Mit 100 Jahren im Rücken schauen wir nach vorne in die Zukunft und hoffen, dass es trotz aller Nachwuchsprobleme bei der Züchterschaft weiter geht mit der Rassekaninchenzucht in unserem Verein T 315. Unsere Rassekaninchenzucht hat einen festen Platz in unserer Gesellschaft. Wir sollten weiter daran arbeiten!
